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"Laß´ mir hier eine Kapelle bauen! Zu Ehren der Heiligsten Dreifaltigkeit" Immer drängender wird die Stimme, so dass sich die mittlerweile schon 70-jährige Frau des Mesners an den Pfarrer wendet. Weil sie dort Gehör findet, viele Menschen ihre Anliegen auf den Eichlberg tragen und fleißig spenden, grüßt dort heute eine bekannte Wallfahrtskirche weit hinein ins Land.
Ursprünglich standen auf der markanten Anhöhe lediglich Eichen und Gestrüpp. So dass Margarete Lutz aus dem Tal-Dorf Schneitbügl mit ihren Ziegen und Schafen dort oben in Ruhe ihre Tage verbrachte. Der Berg gehörte damals zur Pfarrei und Gemeinde Neukirchen. Der 30jährige Krieg hatte wenige Jahre zuvor in der Region ebenfalls seine wütenden Spuren hinterlassen, die letzten Pesttoten der Oberpfalz starben in dieser Pfarrei, im rund fünf Kilometer entfernten Mungenhofen. Die Menschen waren arm, aber reich in ihrem Glauben. Margarete Lutz hatte sich vom Schmied ein Eisenkreuz fertigen lassen, das sie an eine der vielen Eichen schlug. Sie betete täglich und ging dabei ganz in der Stille des Tages auf. Bis eben diese Stimme mit ihrer Forderung das beschauliche Leben der Lutzin beendete.
Rund 330 Jahre ist das her, heute steht ein kleines Dorf auf dem Berg und eine weithin sichtbare Kirche, Ziel vieler Wallfahrer das ganze Jahr über. Und dennoch findet man hier auch heute noch diese Ruhe vor den Strudeln des Alltags, auch vielleicht vor dem eigenen inneren Aufruhr.
Franziska Riepl wohnt im Schatten der Kirche, ist seit zwölf Jahren im Ruhestand als Lehrerin. Wie so oft sind es gerade die "Zuagroasten", die sich besonders mit der Geschichte ihrer neuen Heimat befassen. Die Großetzenbergerin hat den Eichlberger "Neuwirt" Martin Riepl geheiratet, lebt jetzt seit 45 Jahren auf dem Eichlberg. Schon immer hat sie das Gefühl, dass ihr Sorgenpackerl leichter wird, wenn sie den hohen, lichten Raum der eleganten Wallfahrtskirche betritt. Blau, Gold und Erdfarben beherrschen den Raum - und ließen schon vor 300 Jahren die Menschen freier atmen. Seit einigen Jahren ist Franziska Riepl Kirchenführerin. Die Katholische Erwachsenenbildung der Diözese bietet dafür eine Ausbildung an. Franziska will den Menschen das Besondere dieses alten Kraftortes näher bringen.
Margarete Lutz hat damals - 1692 - ein kleines Bild malen lassen, mit allerhöchster bischöflicher Erlaubnis natürlich! Diese Darstellung der Krönung Mariens hing sie unter ihr Eisenkreuz an den Baum - die Diözese stellte gleich noch einen Opferstock darunter auf. Schon 3000 Menschen kamen im ersten Jahr! Mit dem gesammelten Geld wurde sofort eine erste Kirche gebaut - der heutige Altarraum. Die heutige Gnadenkapelle diente ursprünglich als deren Sakristei. Im Anschluss an diese Kirche stand ein hölzerner Unterstand, um die Pilger vor Wind und Sonne, Regen und Schnee zu schützen.
Die jetzige große Wallfahrtskirche ist ab 1693 über viele weitere Jahre entstanden, immer aus Spenden der Pilger. Lediglich die wunderbare Kanzel weist in einem interessanten Wappen klar aus, dass dafür das Geld von der im benachbarten Herrnried residierenden Adelsfamilie, den Freiherrn von Rummel auf Waldau, kam.
Schon zehn Jahre nachdem die Lutzin durch diese Stimme aus ihrer Andacht gerissen worden war, standen ein Priesterhaus (der heutige "Kramer"), ein Wirtshaus (der "Altwirt"), das Mesnergebäude und vermutlich auch eine Schule auf dem Berg. Was zeigt, dass - nicht nur - die Pilgerströme wohl enorm gewesen sein müssen. Margarete Lutz siedelte auch auf den Eichlberg über, hatte ein Zimmer im Priesterhaus, von dem aus sie sicher einen guten Blick auf die gegenüberliegende Großbaustelle hatte. Die Einweihung der Kirche selbst erlebte sie nicht mehr, sie starb fünf Jahre zuvor mit immerhin 96 Jahren. Wo sie beerdigt ist, war lange ein Rätsel. Doch Franziska Riepl forschte nach. Bis sie schließlich die letzte Spur jener Frau fand, auf deren Initiative hin der Stein ins Rollen kam. Ihr Grab, heute ebenfalls innerhalb des Kirchenraums, wird lediglich durch ein unauffälliges Kreuz im Boden bezeichnet.
Mehrere Priester haben im Gotteshaus ihre letzte Ruhe gefunden. Und auch ein Eremit, ein Klausner ist darunter. Denn wie an vielen Wallfahrtsstätten siedelte sich auf dem Eichlberg ein Eremit, ein Einsiedler an. Auf alten Karten ist die Stelle seiner bescheidenen Wohn- und Betstätte an der Westseite des Berges noch eingezeichnet. Doch warum gibt es dann gleich unterhalb des barocken Pfarrhofes eine Familie, die den Hausnamen "Klausner" trägt? Franziska Riepl erzählt, dass einer der Eremiten sehr krank geworden sei und die Dorfbewohner sich entschlossen, ihm eine Unterkunft in Dorfnähe zu errichten. So war es auch leichter, ihn mit dem Lebensnotwendigsten zu versorgen. In die Klause selbst zog dann eine Weberfamilie namens Ritter aus Herrnried ein. Sicher war die Klause eine notdürftige Unterkunft, aber damals lebten die meisten in eher ärmlichen Verhältnissen. Und einer der Weber- Nachkommen heiratete schließlich ein in den "Altwirt" und damit in das wohl größte Anwesen im Dorf.
Überhaupt hat sich das Dorf Eichlberg auf dem Eichlberg dank der Wallfahrt gut entwickelt. Bis in die 60er/70er Jahre des 20. Jahrhunderts hinein war es immer ein Mittelpunkt der Region: Sitz einer Pfarrei, einer Schule mit dem Lehrer als Gemeindeschreiber, zwei Wirtshäusern, einem Kramer, zwei Brandmetzgern, einem Schuster und einer Störschneiderin.
Davon geblieben sind heutzutage lediglich zahlreiche Wallfahrer das ganze Jahr über. Und so ist Franziska Riepl gut beschäftigt, hält sie doch jedes Jahr rund 12 Kirchenführungen.
Nicht nur Margarete Lutz, auch die besondere Eiche hat übrigens in der Kirche ihre Ruhe gefunden. Die Gläubigen schnitzten sich mit Vorliebe ein Souvenir, eine Reliquie aus dem Baum, so dass die Pfarrei schließlich die Eiche samt Gnadenbild und Opferstock in Sicherheit brachte. Noch heute sind die Reste dieses uralten Baumes in der Gnadenkapelle auf der Rückseite des Altares zu sehen. Inklusive Opferstock! Oben auf der Spitze thront das einfache Eisenkreuz mit zwei Querbalken.
Und während man da steht und schaut, schmelzen 300 Jahre, und man ist der armen Hirtin Margarete Lutz und ihrer Stille auf dem einsamen Berg wieder ganz nah.
Lust bekommen? Am Sonntag, den 21. September lädt Franziska Riepl und die Katholische Erwachsenenbildung KEB ab 14 Uhr alle Interessierten zu einer besonderen Kirchenführung auf dem Eichlberg ein. Denn Franziska Riepl weiß noch viele Geschichten und Geheimnisse über eine der wichtigsten Wallfahrtsstätten der Diözese Regensburg. Ihre Kirchenführung dauert eine Stunde. Die Spendeneinnahmen daraus gibt sie weiter an ein Kinderhilfsprojekt in Indien.
Auch individuelle Führungen können mit Franziska Riepl abgesprochen werden. Sie bietet auch kindgerechte Führungen an.
Autorin: Agnes O. Eisenreich, Mitglied im Bildungsrat der Regionalen KEB Regensburg Land
Zertifizierte Kirchenführerin: Franziska Riepl
Veranstaltungsnr. | 8-41797 |
Datum | So 21.09.2025, 14.00 Uhr |
Gebühr | Für evtl. Kirchenführungen bitte die Gebühren mit dem Pfarrbüro und/oder Frau Riepl absprechen. |
Hinweis: | Die Kirche auf dem Eichlberg ist wohl eine der größten im Bistum Regensburg, die der Heiligen Dreifaltigkeit gewidmet ist. Die Widmung wäre nicht möglich ohne die ersten ökumenischen Konzile. So denken wir im Jahr 2025 an das Konzil von Nizäa, das im Jahr 325 also vor 1700 Jahren stattgefunden hat. Wer mehr Interesse am "Nizänianum" hat, ist eingeladen zum "Kleinen Fachtag Theologie". Dieser findet am 26. April in Neutraubling statt. Weitere Infos unter diesem Datum in der Rubrik "Glaube" in diesem Heft. |
Veranstalter | Regionale KEB Regensburg Land |
Anmeldung | Wer sich für eine Kirchenführung bei Frau Franziska Riepl anmelden möchten, sollte das bitte über die Kontakte des Pfarrbüros tun. Die Telefonnummer des Pfarrbüros lautet 09491 1548. Die E-Mail Adresse des Pfarrbüros lautet: eichlberg@t-online.de. Die Anfragen werden umgehend an Frau Riepl weitergeleitet. Wer sich für den "Kleinen Fachtag Theologie" interessiert, bitte bei der Geschäftsstelle der Regionalen KEB Regensburg Land anrufen unter Tel. 0941 5 97 23 87 oder eine Mail schreiben direkt an thomas.albertin@bistum-regensburg.de | Hinweis: voraussichtlich kann die Anmeldung Fachtag auch via OK-Ticket erfolgen. www.ok-ticket.de |